Projektfahrt "Menschen begegnen "

„Niemand hat die Absicht, einen Spielplatz zu errichten“

Unser Projekt war von Anfang an eine Herausforderung. Schon bevor wir überhaupt losfahren konnten, um unseren Spielplatz im Kosovo zu bauen, gab es einige Schwierigkeiten und Rückschläge. Unsere schöne Idee für diese Projektfahrt erwies sich als schwieriger umzusetzen als gedacht. 

Der Verein KuKuK-Kultur e.V. baut gemeinnützig Spielplätze in armen Ländern und ehemaligen Krisengebieten. Dies fanden wir sehr passend für unser Projektthema, besonders da Herr Juli bereits Erfahrungen mit derartigen Projekten gesammelt hatte und uns davon sehr positiv berichten konnte. Also setzten wir uns mit KuKuK in Verbindung, um ein solches Projekt zu planen. Sie machten uns verschiedene Vorschläge und nach kurzen Überlegungen entschieden wir uns für eine Schule in Shtime im Kosovo. Die ersten Probleme traten bei der Sammlung des Geldes auf, da so gut wie alle unsere Anträge an verschiedene Stiftungen abgelehnt wurden. Ein Antrag von Ganimete von KuKuK-Kultur kam dann jedoch durch und wir konnten das Projekt finanzieren. Die nächste Schwierigkeit waren dann die Eltern, die einige Bedenken hatten, weshalb manche ihre Kinder nicht mitschicken wollten. So fuhren wir letztendlich mit einer Gruppe von 17 Schüler*innen und drei Lehrkräften, Frau Akay, Frau Wersing und (ganz wichtig) Herr Juli mit dem Bus ca. 24 Stunden in den Kosovo. An der kosovarischen Grenze hatten wir kurz Angst, dass June und Merit nicht einreisen dürfen, da sie nur vorläufige Personalausweise vorweisen konnten. Der Busfahrer kannte jedoch die Kontrolleure, und wir durften doch alle einreisen. 

Schon bei unserer Ankunft erwartete uns das nächste Problem – das Holz konnte noch nicht über die Grenze gebracht werden. Das war nicht weiter schlimm, da wir davon ausgingen, trotzdem rechtzeitig fertig werden zu können. Unsere erste Begegnung war eine sehr positive mit dem Hotelmanager und –personal, von dem wir sehr freundlich empfangen wurden. Am ersten ganzen Tag vor Ort fuhren wir für eine Stadtbesichtigung nach Prizren. Egal wohin wir gingen, wurden wir von den einheimischen Menschen sehr interessiert angestarrt. In der Stadt haben wir unter anderem eine alte Moschee besichtigt, in der wir einer netten älteren Dame begegneten, die uns etwas über die Moschee erzählte. Im Anschluss fuhren wir zum ersten Mal zum Bauort. Dort haben wir den Schulleiter, den Hausmeister und noch ein paar andere Leute der kennengelernt, die uns eine Führung durch ihre Schule gaben. Am selben Tag lernten wir auch das KuKuK-Team – Johannes, Clemens, Tian und Ganimete - kennen, die uns mitteilen mussten, dass es mit dem Holz noch länger dauern würde. Schon an diesem Abend spielten viele Kinder auf dem Hof, die uns sehr interessant zu finden schienen. 

Auch wenn es beim Bau immer weitere Rückschläge gab und das Holz letztendlich erst am Tag unserer Abreise kam, haben wir uns nicht unterkriegen lassen und das Beste aus unserer Situation gemacht. Wir haben die Fußballtore angemalt und Netze angemacht, einen Fahrradparcours errichtet und Sitzgelegenheiten gebaut. Letztendlich haben wir noch mit anderem Holz eine Schaukel, eine Wippe, einen Sandkasten und einen Kletterparcours gebaut. Während des gesamten Baus waren wir von den Grundschülern umgeben, die ganz begeistert von uns und unserer Arbeit waren. Wir waren überwältigt von der allseitigen Freundlichkeit und Dankbarkeit und von den Geschenken, die wir von Kindern und Eltern immer wieder bekommen haben. Besonders süß waren die kleinen Mädchen, die einfach ankamen und uns umarmt haben. 

Die eindrucksvollste Begegnung war der Abend bei Mohammed. Bei ihm zuhause haben wir gemeinsam mit den KuKuK-Leuten und seiner Familie ein traditionell kosovarisches Essen gegessen. Frau Akay war ganz begeistert von den Hühnern und hat kurzerhand eins zum Mitnehmen angeboten bekommen. Dann hat der Hausmeister der Schule über sein Autoradio ganz laut albanische Musik angemacht und alle, die es konnten haben angefangen, einen albanischen Tanz zu tanzen. Ganimete hat uns den Tanz dann beigebracht und wir haben stundenlang mit den Töchtern von Mohammed, kleinen Kindern, den KuKuK-Leuten und anderen, die sich noch eingefunden haben, getanzt. Die Stimmung war ausgelassen, offen und herzlich und es war ein wunderschöner Abend, auf den wir mit einem sehr positiven Gefühl zurückblicken.

Am selben Tag ein paar Stunden zuvor sind wir gemeinsam mit dem KuKuK-Team von der Schule aus zu einem wundervollen Wasserfall gefahren, der von Felswänden umfasst war und einen schönen Badesee bildete. Wir sind fest davon ausgegangen, dass es für uns keine Möglichkeit geben würde baden zu gehen, weshalb es umso besonderer war, an diesem traumhaften Ort gemeinsam baden zu gehen. 

Unsere Klassenfahrt war trotz der Rückschläge eine tolle Erfahrung. Es ist sehr schade, dass wir mit schlechterem Holz bauen mussten und der Spielplatz dadurch nicht so lange halten wird, aber wir haben etwas für die Kinder dort getan und hinterlassen, worüber sie sich sehr freuen. Alles in allem war es also doch ein Erfolg. Wir sind als Klasse ein Team geworden und der Umgang untereinander ist nun viel vertrauter und lustiger. Gerade für die Zehntklässler war es ein perfekter Abschluss und für die meisten war es die schönste Projektreise die sie je in der Schulzeit hatten. 

Lilia Morgenstern & June Schütze