Shatila, Beirut
Nach langer COVID-bedingten Pause kann das KuKukKultur-Team am 21.3.2022 endlich den geplanten Spielplatzbau für den Kindergarten von der NGO just.childhood in Angriff nehmen. Dafür reist das KuKuk-Team reiste mit drei ehrenamtlichen Spielplatzbau-Expert*innen an. Mit der organisatorischen Unterstützung des Personals des Kindergartens im Hintergrund konnte so ein wundervoller Abenteuerort für die Kinder des Shatila Flüchtlingscamp entstehen.
Der Kindergarten liegt am Rande des Shatila Flüchtlingscamp und betreut 80 Kinder aus dem Camp. Das Viertel wird mehrheitlich von muslimischen Paläsinenser*inne bewohnt. Die Gebete der Muezzine, welche über die Lautsprecher verstärkt werden, erfüllen zu Gebetszeiten die Gassen des Viertels.
Als das Bauteam im Kindergarten in Beirut ankam, liegt das Holz, welches 2019 nach Balbeek gesendet wurde, schon bereit. Es wurde kurz vorher von Balbeek nach Beirut transportiert. Nach der ersten Besichtigung des Bauplatzes und dem Austausch mit der Koordinatorin des Kindergartens Hilda Alshoura, werden die Pläne und Idee nochmal besprochen und an den örtlichen Begebenheiten angepasst, sowie mit den Wünschen der Erzieher*innen und der Kindern abgestimmt. Dann konnte der Bau des Spielplatzes losgehen.
Zunächst wird der bereits vorhandene Sandkasten so positioniert, dass die weiteren Spielelemente um diesen herum gebaut werden können. Eine Besonderheit, die an diesem Bauplatz zu beachten war, ist die fehlende Möglichkeiten, die Bauelemente zu fundamentieren. Somit müssen die Ideen in sich stabil gebaut werden. Kein Problem für die erfahrenen Spielplatz-Expertenteam von KuKuk Kultur. Geplant ist um den Sandkasten herum unterschiedliche Spielpunkte zu kreieren, in denen die Kinder sowohl frei und bewegungsreich Spielen können, aber auch die Möglichkeiten für Rollenspiel und ruhiges Spiel haben.
In den ersten Tagen entsteht um den Sandkasten herum ein Aufstieg, welches zu einem Podest mit einer Überdachung führen. Ein Brücke führt von der gegenüberliegenden Seite an der Wand entlang und ebenfalls auf das Podest.
Von dort aus wird eine Rutsche in den Sandkasten führen. Parallel baut ein anderer Teil des Teams einerseits an einem Märchenturm und einem weiteren Sitzpodest mit Überdachung zum Rückzug, aber auch als Aussichtspunkt. Auch Rollenspiel-Elemente wie eine Kaufladenfenster sind hier zu finden.
Farbige Plexiglasplatten schaffen an mehreren Punkte ein farbiges Lichtspiel innerhalb des Spielerlebnisses.
Es ist uns wichtig, die Wünsche und Meinung der derjenigen, die den Platz nutzen werden, in die Gestaltung einzubringen. Darum sind wir auch während Bauphase immer wieder im Austausch mit Wiebke, Hilda und ihren Kolleg*innen. So wurde Beispielsweisen eines der ursprünglich geplanten Hochbeete, welcher durch seine Form an ein Schiff erinnerte, auf Wunsch dieser schneller Hand zu einem Spielschiff umgeplant.
Während des Bau wurde unser Team unterstützt von Freiwilligen und dem Team des Kindergartens. Sowohl auf organisatorischer als auch persönlicher Ebene kann man sagen, dass die Zusammenarbeit für alle sehr bereichernd war.
Auf Grund des Platzmangels auf der Terrasse waren die Kinder lediglich während der Essenspausen zu sehen. Wir hatte jedoch das Glück, dass der Spielplatz am palästinensischen Gedenktag, dem „Tag des Bodens“ eröffnet wurde. Alle Kinder und Erzieher*innen präsentierten sich in ihrer traditionellen Tracht auf der Terrasse des Kindergartens. Ganz auf traditionelle Weise wurden gemeinsame palästinensische Lieder gesungen und das traditionelle Gericht Mankousch zubereitet. Zum Schluss der Feierlichkeit wurde der Spielplatz eröffnet und für die Kinder freigegeben.
„Im bewegt Alltag lässt die Stimme des Gebets einen kurz inne halten und sich bewusst zu werden wo wir eigentlich im Moment sind. Es ist ein besonderes Gefühl in einen solchen geschichtsträchtiger Ort zu treten. Vor allem Kindern, welche ein so schweres transgenerationales Trauma mit sich tragen, einen Glücksort zu schenken, ist eine besondere Aufgabe.“ Ganimete Pronaj, Projektleitung KuKuk Kultur e.V.
„Die Erfahrung in Beirut, einer Stadt voller Paradoxien und Gegensätze, in einem scheinbar vergessenen Stadtteil zu bauen, bereichert mein Leben nachhaltig. Wir haben in einem Ort, an dem Schüsse von Maschinengewehren und der Gesang der Muezzin zum Alltag gehören, mit dem Spielplatz eine friedliche Insel für die Kinder geschaffen.“ Simon Pressel, freiwilliger Spielplatzbauer.